Graphologie der Psyche – Manfred Schneckenburger

Graphologie der Psyche – Manfred Schneckenburger Die Frau im Ballettröckchen starrt betroffen vor sich hin. Sie hat das Kinn in die rechte Hand gelegt und scheint ihr rechtes Auge mühsam offen zu halten. Alles an ihr wirkt ratlos, zaghaft, gehemmt: die eng an den Körper gepressten Arme, die abhängenden Schultern, der abgestützte Kopf. Die Augen, obgleich nur schmale Schlitze, werden fast gewaltsam ins Sehen geweitet, bevor Müdigkeit und Resignation auch von ihnen Besitz ergreifen. Vor allem aber sucht der tastende Strich sich der stockenden Umrisse zu bemächtigen. Die löchrige Kontur des Kopfes, die hingehauchte Andeutung einer Strähne, der Zackentüll des Röckchens gehen am linken Arm

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Dorrit Nebe, Schattenwelt –  Markus Heinzelmann

Dorrit Nebe, Schattenwelt –  Markus Heinzelmann Ein Fotoapparat ist eine Höhle, in die Licht fällt. Das Licht wirft einen Schatten, der, je heller es ist, das Negativ umso dunkler einfärbt. Bei der Vergrößerung kehrt sich dieser Vorgang um und die dunklen Partien halten das Licht davon ab, das empfindliche Papier einzufärben. Die Fotografie ist ein zweifacher Schatten, und vielleicht ist Platons Höhlengleichnis seit der Erfindung der Fotografie deshalb so populär, weil es immer wieder zur Erklärung der technischen Funktionsweise des neuen Mediums erzählt werden musste. Unsere Welt, so Platons Überlegung, ist nur eine Bühne für die Schatten, die einen schemenhaften Abglanz der eigentlichen Ideen bilden,

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Verhüllen und Zeigen – Jens Thiele

Verhüllen und Zeigen – Jens Thiele Verschwommene Schnappschüsse wie aus den Kindertagen der Fotografie, auf denen die vorbeihastenden Figuren nur zu ahnen sind; verwischte, übermalte oder ausgewaschene Farbflächen auf Leinwand, in denen sich Reste und Spuren von figurativen Formen zeigen – die Fotografien und Gemälde von Dorrit Nebe lösen sich scheinbar auf und hinterlassen doch Bilder von eigenartiger Ambivalenz. Sie entziehen sich dem Betrachter und fordern ihn zugleich auf, genauer hinzuschauen. In diesem irritierenden Schwebezustand von Verhüllen und Zeigen nähern sich Malerei und Fotografie an, obwohl beide Medien doch eine eigene Geschichte der Bildschärfe und Bildunschärfe besitzen. So bleibt der Dialog zwischen Malerei und Fotografie

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Vorübergehend, Malerei und Fotografie – Gabriele Uelsberg

Vorübergehend, Malerei und Fotografie – Gabriele Uelsberg Die Künstlerin Dorrit Nebe zeigt in dieser Ausstellung eine Bilderserie, die sich auf eine zuvor entstandene Serie von Fotoarbeiten bezieht. Die Thematik der Fotoarbeiten, „vorübergehende Menschen“, wird in den Acrylgemälden verdichtet und reduziert. Das Thema des Vorübergehenden behandelt Dorrit Nebe dabei bewusst aus der Position der „Unschärfe“, die sie sowohl in der Fotografie als auch in der Malerei erreicht. Die Künstlerin nimmt die Fotos aus einer leichten Vogelperspektive und mit langer Belichtungszeit auf. Dadurch sind die zufälligen Personen im Fluss ihrer Bewegung festgehalten und erscheinen in eine gleichsam schwimmende und flüchtige Erscheinungsform fixiert. Im Grau der Straßen und

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Dorrit Nebe, Hot Dogs – Jens Peter Koerver

Dorrit Nebe, Hot Dogs – Jens Peter Koerver In ihrer neuen Werkgruppe Hot Dogs, die im Kunstverein Hattingen zum ersten Mal in Ausschnitten gezeigt wird, knüpft die in Köln lebende Malerin Dorrit Nebe an ihre vorübergehend genannte Folge von Fotografien und Malereien an. Diese Arbeiten konzentrierten sich, ausgehend von Fotografien, auf die Darstellung einzelner Passanten; vorübergehend geraten sie in den Blick, die Bilder halten den flüchtigen Augenblick zwischen ihrem Erscheinen und Verschwinden fest. An diese Thematik knüpfen die Fotografien und Zeichnungen der Reihe Hot Dogs an, führen sie fort. Das diesen Arbeiten gemeinsame Motiv sind Hunde, entweder allein oder mit ihren Haltern. Dabei gilt das

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Roland Scotti

In welche Richtung schauen wir? Zu den Arbeiten von Dorrit Nebe “ … et soyez persuadés que la peinture colorée entre dans une phase musicale.“ 
(Paul Gauguin, Racontars de Rapin, 7902) Je länger und ernsthafter man sich mit dem Phänomen Malerei beschäftigt, um so schwieriger wird es, diese auf das formale Problemfeld Farbe/Leinwand zu reduzieren -gerade bei der zeitgenössischen Malerei, die fast ein Jahrhundert abstrakter, konkreter und radikaler Problemlösungen hinter sich hat. Ähnliches gilt natürlich für die sogenannten naturalistischen und realistischen Tendenzen – jene Malrichtungen, die mehr oder weniger das für den Menschen sichtbare Weltbild thematisieren: Deren Geschichte erstreckt sich im Grunde über einen Zeitraum,

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Zu den Arbeiten von Dorrit Nebe – Hans Gercke

Zu den Arbeiten von Dorrit Nebe – Hans Gercke Unendlich vielfältig sind die Erscheinungsweisen heutiger Kunst. Gleichwohl lassen sich innerhalb des verwirrenden Spektrums, je nach Fragestellung, spezifische Gruppierungen unterscheiden, denen freilich kaum mit den Kategorien herkömmlicher Stilkritik beizukommen ist. Zeitgenössische Kunst lässt sich -unter anderem – in zwei Gruppen aufteilen. Zur einen gehört alles, bei dem der Künstler zuvor weiß oder zu wissen meint, was er will. Er hat eine Vision, eine Idee, eine Vorstellung. Das Bild ist im Grunde bereits vorhanden, wie Michelangelos Figur im Marmorblock, sie muss nur herausgeholt, herausgelöst, herausgehauen, befreit, konkretisiert werden, sichtbar gemacht mit welchen Mitteln auch immer. Dass dabei

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